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— der Zinnsoldat, wie Sie ihn nannten — schon erzählt.“

„Ach der,“ meinte Willy wegwerfend —, „der versteht schon gar nichts davon und hat keine Ahnung von Marias eigentlichem Wesen. Die Zinnsoldaten sind eine schwache Seite von ihr — ich glaube überhaupt von den meisten Frauen, aber sie sind ihnen nicht abzugewöhnen“ — er warf einen wehen Blick auf Susanna, und sie lächelte halb im Schlaf.

„Also Maria — — —“

„Ja, Maria wurde fortan als Paradigma hingestellt, als lebendes Symbol für heidnische Möglichkeiten. Es haben dann noch ein oder zwei andere Mädchen Kinder bekommen — offizielle Kinder, die nicht geheimgehalten wurden, aber sie machten nicht mehr soviel Eindruck. Und Maria beklagt sich bitter darüber, daß man sie von nichtheidnischer Seite gewissermaßen dafür zur Verantwortung zieht und die Sache so hinstellt, als mache sie Propaganda für liederliches Leben und illegitime Kinder — —“

Susanna setzte sich auf und gähnte:

„Mein Gott, redet ihr schon wieder von illegitimen Kindern? Ich hätte gar nicht gedacht, daß Herr Dame sich so dafür interessiert.“

Ich machte noch die Bemerkung, es wundere mich, daß Susanna in den Heidenkreisen nicht ebensoviel Bewunderung errege wie ihre Freundin. Sie kennen

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Fanny Gräfin zu Reventlow: Herrn Dames Aufzeichnungen. Albert Langen, München 1913, Seite 99. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Reventlow_Herrn_Dames_Aufzeichnungen.pdf/103&oldid=- (Version vom 1.8.2018)