Seite:Raisonirendes Journal vom deutschen Theater zu Hamburg (1801) Seite 186.jpg

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Er versezte mich in ienes Conferenzzimmer, wo in den leztern drey Jahren so mancher Beschluß gefaßt wurde, über den Thalia für sich selbst trauert, und Hamburgs Publikum bemitleidet. – Da saßen die fünf gravitätischen Directeurs, zu wichtigen Berathschlagungen versammelt. Es kam bald unter ihnen zu eifrigen Debatten, von deren Inhalt ich mir das Wesentlichste so weit gemerkt habe, daß ich es in dialogisirter Form hier niederschreiben kann.

Herr Herzfeld. (Den Vortrag eröfnend.) Wir haben, dächte ich, die höchste Zeit, unsern Berufsgeschäften eine andere Wendung zu geben, wenn nicht in der Folge unsere Renomee, und Caße, merklich dabey verliehren sollen.

Herr Löhrs. Wie kommen Sie auf den hipochondrischen Einfall? – Ich will nicht hoffen, daß das Gescrible, das Raisoniren, das Analisiren über das hiesige Theaterwesen, und besonders über unsere Directionsverwaltung, welches seit einiger Zeit gewaltig, mehr als iemals, um sich greifet, den mindesten Eindruk auf sie macht, sie auf Ideen bringt, die gar nicht in unsern gemeinschaftlichen Krahm taugen.

Herr Stegmann (ironisch einfallend.) Was sollen wir unsern Berufsgeschäften für andere Wendungen geben? Die zeitherige ist uns Allen die zuträglichste. Gewohnheit ist bey unserm Publikum zur andern Natur, der regelmäßige Besuch des Theaters an gewißen Tagen zum Bedürfnis geworden. Wir sind im Poßeß und werden reich dabey, was wollen wir mehr? Mag doch die Critik ihr Wesen forttreiben, bis sie es selbst satt kriegt. Von ihrem schönsten Lobe, von der besten Renomee, können wir nicht leben. Drum wollen wir, meiner Meinung nach, unsern bis iezt gewählten Weg auch fernerhin ungestört verfolgen.