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ihrer bizaresten Launen bewirkt haben muß. Sie schränkte dabey ihre ganze Wohlthätigkeit nur auf seinen Körper ein, äußerte aber den kärgsten Geiz gegen seinen Kopf, und gegen sein Herz. Die Mastung des erstern durch Eßen, Trinken, Schlafen, schlug daher treflich an, erweiterte deßen Peripherie mächtig, und erhielt ihn bey voller Kraft, um von Zeit zu Zeit in der Welt zu vegetiren. Der für seinen Kopf bestimmte Wirkungscreiß war dagegen mit Spannen auszumeßen, zum Denken brauchte er ihn äußerst selten, denn es lag, außer dem thierischen Instinkte, kein Vermögen dazu in ihm. Nahrung, Kleider und Bequemlichkeit sich zu verschaffen, und zu erhalten, waren die immerwährenden Gegenstände seiner Ueberlegung. Sein Herz verdiente diesen Namen nur im strengsten anatomischen Begriffe; es regte sich in ihm, um den Umlauf des Blutes so nothdürftig zu befördern, als die Lebenserhaltung davon schlechterdings abhing. Nur eine Leidenschaft, Ehrsucht, ab zuweilen dieser animalischen Maschine elastische Spannung; sie zu befriedigen kannte er auch nur ein Mittel – Geld. Am leztern fehlte es ihm nicht, denn der blinde Zufall, mit der Natur im Einverständniße, hatte ihm deßen eine Menge zugeworfen. Auf Alles, was er mit Gelde sich nicht zueignen konnte, resignirte alsbald sein pflegmatischer Stumpfsinn. Seine Mitmenschen beurtheilte und behandelte er leistenmäßig nach der Mensur seines eigenen Ich. – So hat die Kozebuische Phantasie den Hippeldanz im Hogarthischen Geschmake gezeichnet; ob in der wirklichen Welt ein solches Paradoxon lebend anzutreffen ist? – will ich nicht entscheiden,