Seite:Raisonirendes Journal vom deutschen Theater zu Hamburg (1801) Seite 147.jpg

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Nachahmungssucht modischer Beyspiele, und durch eigne Launen bis zur lächerlichsten Närrin verschraubt ist, das sein Ascendant über den gleichgültigen Ehemann desto despotischer behauptet, ie weiter er Alles, was nicht in sein Departement gehört, von sich entfernt hält, das daher im Hause unumgeschränkt herrschet, das iede fremde Wohlfarth eignen Capricen unsinnig aufopfert, das eine gute Stieftochter einem von ihr geliebten Jünglinge aus dem Grunde versagt, weil deßen iugendlicher Leichtsinn schon vor sechs Jahren ein peißendes Epigramm auf Madame Löwe dichtete, sie lieber an einen reichen Phantasten wegwerfen will, nicht eher sich zur Veränderung dieses Entschlußes bewegen läßt, bis die unläugbare Erfahrung und Gewißheit eintritt, daß Ersterer die Beförderung vom Fürsten wirklich erhalten hat, auf welche die egoistischen Hirngespinste des Leztern umsonst hofften. Dieses sonderbare, weder böse noch gute, Weib spielte Heute Madame Fiala im erkünstelten Ausdruke der höchsten Wahrscheinlichkeit.

Caroline, des Canzleydirector Tochter erster Ehe, ein Mädchen durchaus gut, ohne Prunk, vom gleichgültigen Vater nicht beachtet, von der eigensinnigen Stiefmutter gedrükt, vom Lieblinge ihres Herzens entfernt, zum Verdacht gegen seine Treue listig hingerißen, in Gefahr einem verächtlichen Narren geopfert zu werden, hat keinen eignen Willen, kein sichres Anhalten in der Welt, wehrt sich, so lange sie kann, wider iede Gewalt, welche ihres Herzens entschiedene Neigung bestürmt, und sieht sich endlich unverhoft durch Zufall, und veränderte Umstände, am Ziele ihrer Wünsche, mit