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Raisonirendes
Journal
vom
deutschen Theater zu Hamburg.

Dreyundzwanzigtes Stük.

Freytags, den 13. März 1801.

Der Augenarzt, Schauspiel in vier Aufzügen von Kozebue, wurde Mittewochs den 4. März auf unserer deutschen Bühne gegeben. Bekannt ist sein Inhalt, hier und auswärts, und ich brauche mich daher in eine detaillirte Erzählung deßelben nicht einzulaßen. Sein größter Werth beruht auf dem manchfaltigen Intereße, welches der Dichter in die Zeichnung der individuellen Characteristic verwebt hat, wenn auch schwelgende Phantasie ihm dabey öfterer, und sichtbarer, die Hand führte, als tiefes Nachdenken. Ob nun gleich in der wirklichen Welt die Alltagsmenschen nicht immer so denken, und handeln, wie Manche, nach dichterischer Vorschrift, im Augenarzte: so findet doch auch in iener der Scharfblik des Beobachter zuweilen ein einzelnes Phenomenon, das denen ähnlich sieht, die Herr von Kozebue in diesem Lustspiele freylich enge, und zahlreich, zusammengestellt hat. Entschieden aber bleibt es bey dem Allen, daß, wenn auf der Bühne die handelnde Kunst der dichterischen Einbildungskraft durchgängig die Wage hält, iede