Seite:Raisonirendes Journal vom deutschen Theater zu Hamburg (1801) Seite 142.jpg

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deßen eingedenk, was sie iüngsthin in Brescia mit ihm wechselseitig beschworen hatte, verstekt sich unter ihrem Schleyer, vermeidet die Erkennung, und sezt, um Bayard auszuweichen, ihre Reise troz aller Gefahren, aller Warnungen ihres Stallmeister, und ihrer Duenna, bey finstrer Nacht, auf unsichern Straßen, mit abgetriebenen Pferden, in einem schon halb zerbrochenem Wagen, fort. – Miranda, von allmächtiger Liebe für Bayard hingerißen, folgt ihm ins Lager. In der Verkleidung eines iungen Edelmann, meldet sie sich bey ihm, giebt sich für Mirandens Bruder, den Bayard noch nicht kennt, aus, bringt ihm einen Brief von Lucrecien, wird zum Pagen angenommen, und begleitet von dem Augenblike an ieden seiner Schritte, ihn in alle ritterlichen Gefechte und Gefahren mit enthusiasischer Anhänglichkeit, mit unerschrokenem Muthe. – Der iunge König Franz strebt denen Gesezen der Chevallerie, und damaligen Sitten, gemäß nach ritterlicher Würde, die kein Zufall spendete, kein Vater auf den Sohn vererben konnte, für sich, um sie dann auch Andern mit ihm verbundenen Helden, als Siegern bey Marignan, ertheilen zu können; er fodert den Ritterschlag von keiner andern als Bayards Hand, weil er ihn für den erkennt, der zwar keinen Thron besizend, doch ieden verdient, längst die feste Stüze des französischen war – und erhält ihn. Diese, Bayard so sehr auszeichnende, Ehre erregt unter den übrigen Befehlshabern der königlichen Armee bittern Neid, determinirt besonders die gereizte Rivalität des Admiral, und commandirenden Feldherrn, zur unversöhnlichsten Rache. Bayards Beseitigung, und Untergang, werden von ihm beschloßen. – – Der schlechte Paolo Manfrone, Blankens Gatte, hat schon fruchtlose Versuche gewagt: Bayard zur Untreue gegen den König Franz zu verleiten, neuerlich läßt er sich zu Bayards Vergiftung bestechen, sie wird aber von Miranda dem verkleideten Pagen, entdekt, angezeigt, und vereitelt,