Seite:Raisonirendes Journal vom deutschen Theater zu Hamburg (1801) Seite 126.jpg

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Lezterer vereinigt in sich alle persönlichen, und characteristen, Verdiente, die den musterhaften Jüngling dem empfindsamen Weibe empfehlen können. Leidenschaftliche Liebe für ihn liegt tief in der Baronin Seele, warme Theilnahme an seinem Schiksale, unbegrenztes Vertrauen auf seine Rechtschaffenheit, äußert sie in iedem Falle öffentlich. Adolph, hängt mit enthusiastischer Verehrung an der Baronin, seine Gefühle für sie sind aber keine andere, als die des dankbaren Sohnes gegen eine wohlthätige Mutter. Die Baronin erklährt solche eine Zeitlang für schüchterne, mit der ihrigen simpatisirende, Liebe, bis sie sich aus Erfahrung überzeugt, daß schon lange Luise und Adolph ihre Herzen zum unzertrennlichen Bunde auf Lebenszeit verwechselt haben. Von dem Augenblike an arbeitet die edle Frau an ihrer Selbstbeherrschung, wandelt die heimliche Liebe für Adolph in wahre mütterliche Zuneigung um, determinirt sich, sein und Luisens Glük so vollständig als möglich zu befördern, und behandelt ihn von dem Zeitpunkte an desto zärtlicher, desto vertraulicher, im öffentlichen Umgange. Ihre Hausgenoßen, und sonstigen Beobachter, nehmen es daher für bekannt an, daß sie Nächstens Adolphen ihre Hand, und ihr Vermögen, schenken werde. Alle treten zusammen, und schmieden Complotte, um diese, nicht in ihre eigennüzigen Plane paßende, Verbindung zu vereiteln. Man wagt Alles, Adolphen der Baronin in mehr als einer Rüksicht verdächtig zu machen – manche Versuche schlagen fehl; der Lezte gelingt; Adolph wird auf der Stelle verabschiedet. Er bleibt sich auch im unerwarteten,