Seite:Raisonirendes Journal vom deutschen Theater zu Hamburg (1801) Seite 104.jpg

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Haltung als wirkliche Leiche, so viel natürlichen Ausdruk, daß man dadurch leicht zum Glauben an vorhandene Wahrheit hingerißen werden konnte.

Die Rolle des Wilhelm Thorringer, Kaspers Bruder, war mit Herrn Herzfeld besezt, und wurde von ihm in richtigster Characteristic ohne aller theatralische Verzierung durchgeführt – Gerade diese vom Herrn Herzfeld für sein heutiges Spiel gewählte Mensur erprobte sein critisches Discernement am deutlichsten. Denn Wilhelm und Kasper hegen über Ehre und Pflicht einerley Grundsäze, aber ihre Temperamente sind desto verschiedener. Kaspers Blut siedet immerwährend, Wilhelms Blut schleicht in stets abgemeßenem Umlaufe. Wenn der colerische Kasper braußt, stürmt, und ieden Entschluß mit der raschesten That übereilt; denkt, prüft, philosophirt, rathet wohlmeinend, zaudert aber, und handelt selten – der pflegmatische Wilhelm.

Der Knabe Georg war mit der kleinen Löhrs besezt – sie braucht noch viel Anweisung, stete Aufmunterung zum Muthe, kurz – sie ist noch zu sehr Kind, um Darstellungen, welche so viel Intereße für das Ganze haben, wie die heutige, sattsame Genüge leisten zu können.

Die episodischen Rollen derer Ritter Gaiskircher, Frauenberger, Gundelfinger, und beyder, Margarethen dienender, Jungfrauen, bearbeiteten die Herren Stegmann, Gollmik, Kruse, auch Madame Gollmik, und Hönike – nach Vorschrift, ohne eine derselben zu verfehlen.