Seite:Raisonirendes Journal vom deutschen Theater zu Hamburg (1801) Seite 099.jpg

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verwebt, formt den Inhalt; romantisch ritterliche Schwärmerey, faustrechtliche Politic, enthusiastischer Patriotismus, Stolz auf würdige Ahnen, leiten die characteristische Handlung; düstere Imagination, und oft sehr gewagte Ausdrüke, liegen im wörtlichen Vortrage dieses Trauerspiel.

Zur richtigen Darstellung des Herzog Heinrich zu Bayern-Landshut, hat im Grunde Herr Solbrig, dem selbige für heute anvertraut war, schon zu viel männliches Ansehen; nach der Geschichte, und auch nach der daraus hergeleiteten Zeichnung des Dichter, war iener Heinrich in denen Jahren, wo das Stük spielt, ein kaum ins vollbärtige Alter getretener Jüngling; diesen historischen Contrast abgerechnet, soutenirte Herr Solbrig seine Rolle mit genügeleistendem Anstande, ohne sie zu einer Wichtigkeit erheben zu können, da ihr solche eigenthümlich fehlet.

Aheimer Hofmarschall, Ebran Hofcavalier, Beyde vertraute, aber schlecht denkende, Rathgeber des Herzog, waren mit denen Herren Leo, und Wohlbrük besezt; Jeder blieb dem ihm vorgeschriebenen Character treu, Jeder zeichnete den seinigen, Herr Leo durch imponirende Anmaßung, Herr Wohlbrük durch heuchlerische Geschmeidigkeit, richtigst in Mienen, Worten, und Thaten, aus.