Seite:Raisonirendes Journal vom deutschen Theater zu Hamburg (1801) Seite 094.jpg

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verheyrathen. Beyde Väter versprechen die iungen Leute, als Braut und Bräutigam. Wies fordert von Boll in größter Geschwindigkeit 25 Fl. Geldvorschuß, womit er einer von obrigkeitlicher Ungerechtigkeit bedrängten Familie im Dorfe aus der Noth helfen will, und bietet ihm dagegen seinen Huth mit der Betheurung zum Unterpfande an, daß er lieber Haus und Hof verkaufen, als diesen, ihm unschäzbaren, Huth im Stiche lassen würde. Boll hat kein baar Geld liegen, der unbekannte Reisende giebt an Wies unter der Bedingung, von ihm zu erfahren, warum er auf den bewußten Huth so großen Werth seze? 5 Ducaten. Wies nimmt sie als Vorschuß an, eilt unaufhaltsam zur Rettung der Bedrängten, verspricht aber seine Rükkunft zu beschleunigen, und dann die Geschichte vom Huthe ausführlich zu erzählen. Er hält Wort, und man erfährt aus seinem Munde Folgendes:

Vor 17. Jahren ist der iunge Graf als 8–9 iähriger Knabe von einer Brüke herab in den, gerade mit der Eißfarth bedekten, Strohm gefallen, von dem ihm nachspringenden Wies aber im Augenblike des Untersinken ergriffen, gerettet, und seinem Vater, der ihn, als tod, schon untröstlich beweint hatte, ohne weiter genommenen Schaden zurükgeliefert worden. Wies hat bey der Gelegenheit seinen Huth im Waßer verlohren. Der dankbare Vater nimmt seinen selbst tragenden Huth vom Kopfe, und sezt ihn öffentlich dem Retter seines Sohnes – mit dem lauten Wunsche auf: „Wäre ich doch im Stande, eine Crone auf dieses Haupt zu sezen!“ Alle ihm sonst noch angebote