J. F. Ernst (d. i. Johann Friedrich Ernst von Brawe, 1746–1806): Raisonirendes Journal vom deutschen Theater zu Hamburg (14.–26. Stück) | |
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weit vollendeter, als am 15. October v. J. dargestellt hat. In der 2ten Scene des IV. Acts sagt Herr Herzfeld – ganz richtig nach Vorschrift der Rolle: – „in ein Paar Worte läßt sich viel Unglük fassen,“ die darauf folgende Erzählung dauert aber beynahe zehn Minuten, Ich wünschte daß Herr Herzfeld, da es ihm als Directionsmitglied frey steht, diesen auffallenden Fehler des Dichters verbesserte, und zur Vermeidung des offenbaren Widerspruchs, statt des Kozebueischen, den Ausdruk wählte: in eine gedrängte Erzählung etc.
Herr Solbrig kennt mich, und weiß, daß ich nicht heuchle. Wo fehlte es ihm heute, daß er seinen Horst nicht durchaus zu der neulichen Vollkommenheit erhob? – Von forne herein wollte es mit seinem Spiel gar nicht fort – es mangelte ihm die sonstige Energie merklich – in der Folge erholte es sich – und vom IV. Act an war Herr Solbrig wieder ganz, was er seyn konnte, und sollte. – Er trägt zu der Infanterie Uniform Handschuhe mit mächtigen Stolpen, die sich gar nicht schiken, – gewöhnlicher waschlederner ohne solche, muß er sich in Zukunft bedienen. Den Degen, welcher durch sein rostiges Ansehen, den Puz des Maior ohnedies nicht verschönert, sollte Herr Solbrig gleich nach der 5ten Scene des II. Acts ganz
J. F. Ernst (d. i. Johann Friedrich Ernst von Brawe, 1746–1806): Raisonirendes Journal vom deutschen Theater zu Hamburg (14.–26. Stück). Conrad Müller, Hamburg 1801, Seite 37. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Raisonirendes_Journal_vom_deutschen_Theater_zu_Hamburg_(1801)_Seite_037.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)