Seite:Raisonirendes Journal vom deutschen Theater zu Hamburg (1801) Seite 030.jpg

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soutenirte das intriguante Cammermädchen beyfallswerth. Herr Herzfeld und Herr Wohlbrük verdienen für Alles, was sie in der Hausehre durch ihre Talente, excolirte Kunst, und edle Aplication, bewerkstelligen, Achtung und Dank von Seiten des Publikums. Herr Steiger spielt den Advocat Bohlig, wie seine mehresten Rollen, unverbeßerlich. Herr Leo leistete in der heutigen Vorstellung ungleich mehr, als in der vom vorigen Freytag. Er schränkte die körperlichen Contorsionen behutsamer ein, und sein Spiel gewann dadurch merklich. Die 12te Scene des III. Acts machte ihm, als Künstler, Ehre – Denn Wildhof hat Erziehung und Sitten, behauptet seinen Plaz in der großen Welt, und in ihren gesellschaftlichen Zirceln, ist zwar Gek, Phantast, Poltron – aber kein Poßenreißer. Herr Kruse legt durchaus, besonders aber bey der ersten Scene des II. Acts, in seinen Bedienten Jacob, dramatisches Gewicht; und Herr Ritzenfeldt vernachläßiget den Heinrich ebenfalls nicht, Herr Solbrig und Herr Petersen bearbeiten blos zwey episodische Rollen.

Nach der Hausehre folgte: Der vernünftige Narr, als Nachspiel in einem Aufzuge. Schröder hat es nach dem Fou raisonable von Patrat zum Gebrauch deutscher Bühnen adjoustirt. Herr Kruse spielte den Blakhead. Unstreitig wäre diese Rolle mit Herrn Gollmik beßer besezt gewesen. Wer ihn in den drey Töchtern, und im Portrait der Mutter, gesehn hat, wird mein Urtheil nicht misbilligen. Der Rok, welchen Herr Krause trug, war für seinen Wuchs zu kurz, und zu enge. Mamsel Eule spielte die ganz naive Therese in richtiger charakteristischer Haltung; Herr Wohlbrük den Naturmenschen Jacob meisterhaft; Herr Eule den iovialischen Wirth Simon comisch, und Herr Leo den Gerichtsdiener, den er durch das Attribut des Stotterns auszeichnen wollte, im schwankenden Ausdruk.