Seite:Raisonirendes Journal vom deutschen Theater zu Hamburg (1801) Seite 019.jpg

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Ein vertrauter Freund vom Justizrath Felbing, der Advocat Bohlig, kaltblütig klug, herzlich gut, in gleichem Grade, erkennt, bey aller Ueberzeugung von Amaliens noch aufrechtstehender Unschuld, die Pflicht, den Mann auf ihre verdächtige Conduite aufmerksam zu machen, durch solche Warnungen den wirklichen Fall der Leichtsinnigen zu verhindern, giebt seinem Freunde flüchtige Winke, daß Baron Wartenfels sich Amalien zum Cicisbeo aufdränge, von der Tante Wernau unterstüzt werde, keinen Kunstgriff Jene zu verführen spare, ihr neuerdings Stoff zu einem Kleide als Geschenk in die Hände gespielt habe – und verreißt unmittelbar darnach auf einige Tage in eignen Geschäften.

In der Zwischenzeit gewinnt Eifersucht bey Felbing über alle andere Reflexionen die Oberhand; ohne vorherige Erdeutlichung mit seiner Frau schikt er das Kleid, welches sie aus ienem Stoff ohne sein Vorwissen, hat fertigen lassen, nebst einem zur Rede stellenden Billet an den Baron Wartenfels zurük, und nimmt gegen Amalien ein grämliches Betragen an, dessen Grund sie sich nicht enträthseln kann, das daher ihre Philalehtie gegen ihn empört.

Nach diesem Leitfaden vorläufiger Ideen spielt, und in der zulezt bezeichneten Situation beginnt, das Stük auf der Bühne.

Amalie behandelt den Kaltsinn des gekränkten Gatten, als ehemännlichen Humor, sezt ihm cokettirende Laune entgegen; als er aber ihr zuerst zeitherige Vernachlässigung häuslicher Pflichten vorwirft, wird sie schon ernsthaft, und als er gleich darauf Mißtrauen