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Johann Friedrich Ernst von Brawe (1746–1806): Raisonirendes Journal vom deutschen Theater zu Hamburg (1.–13. Stück)

Mitternacht etc. Klara von Walter war mit Madame Gollmik besezt. Der Hauptmann von Walter wurde vom Herrn Gollmik, sein militairischer Bedienter, Johann, vom Herrn Schröder, im Gesang und Spiel durchaus gut bearbeitet. Daß Herr Kirchner als Saalbader seines Gleichen sucht, gilt bereits in Hamburg für anerkannte Wahrheit, und er hat solche heute aufs Neue bestätigt; in der bekannten Arie mit der Maultrommel gewann er den allgemeinsten Beyfall, und mußte sie auf vielstimmiges Ancora! wiederholen. Madame Langerhans spielte und sang, als Lisette, im besten Humor, äußerst wohlgefällig, und es gelangen ihr insbesondere die beiden Duets, das mit Johann im I. und mit dem Hausmeister im II. Acte. Als Friseur Jacques war Herr Ehlers recht in seinem Element; seine Launen hatten weiten Spielraum; es verdiente auch wirklich manche einzelne Aeußerung seines heutigen Spaßes vollständiges Lob. Die Arie: Es lebe die Schlauheit etc. sang er sehr gut, und bis dahin hatte er auch mit allen widerlichen Uebertreibungen an sich gehalten – in der Folge gieng es denn freylich auch bey ihm, so wie bey denen Andern, bunt über Eke – zumal, und am ärgsten, im Final des I. Acts, da die Tollheiten auf dem Theater, einen noch tollerern Lärm auf der Gallerie und im Parterre zu Wege brachten, und am Ende die Singenden nicht mehr wußten, wo und ob sie anfangen, oder gar aufhören sollten. Bekanntermaßen ist nach dem Saalbader der Hausmeister die interessanteste Rolle in diesem Stük. Sie war heute mit Herrn Ritzenfeldt sehr gut besezt, und wurde durch ihn vom Anfang bis zum Ende im Spiel und Gesang trefflich durchgeführt – Herr Ritzenfeldt schien auch bey Gelegenheit der Fermaten sich meiner sonstigen Winke zu erinnern.

Montags, den 1 December, wurde das Gelübde in unveränderter Rollenbesetzung wiederholt. – Die historische Structur des Ganzen ruhet auf nachstehend bezeichneter Basis:

Zu jenen Zeiten der französischen Chevallerie, die, und deren Geseze, man aus der alten Geschichte kennen muß, um die Grundidee des Gelübdes nicht für ein Paradoxon zu halten, verbanden sich drey ihrer edelsten Glieder, Bayard, Guaston, und Adelbert von Thierry,

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Johann Friedrich Ernst von Brawe (1746–1806): Raisonirendes Journal vom deutschen Theater zu Hamburg (1.–13. Stück). Friedrich Hermann Nestler, Hamburg 1800, Seite 202. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Raisonirendes_Journal_vom_deutschen_Theater_zu_Hamburg_(1800)_Seite_202.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)