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Johann Friedrich Ernst von Brawe (1746–1806): Raisonirendes Journal vom deutschen Theater zu Hamburg (1.–13. Stück)

Gaststube zurük, und widmet dem Andenken des von ihr recht herzlich geliebten Vetters noch manche monologische Klage über seinen Verlust. Derfelden, der Scheintodte, hat Alles in seinem benachbarten Zimmer mit angehört. Henriettens zärtlicher Kummer überwältigt ihn, das gute Mädchen soll nicht länger vergeblich trauern; er tritt in die Gaststube, sinkt in Henriettens Arme, überzeugt sie, daß er lebt, entdekt ihr den von Holmer erfundenen, und ausgeführten, Betrug, auch in welcher Absicht dies Alles geschehen sey, bittet um ihre eigne Vergebung, und daß sie ihm auch die des hintergangenen Onkels verschaffen möchte. – Henriette, froh den Geliebten nicht mehr als Todten beweinen zu dürfen, söhnt sich geschwind mit ihm aus, und verspricht auch die beste Verwendung für ihn bey ihrem Vater. Man hört leztern die Treppe herauf kommen; die Liebenden retiriren sich in ihre Zimmer; der Onkel tritt mit Kauter dem Juden, mit Zeter dem Wucherer, in die Gaststube, erbietet sich für ihre an seinen jüngst verstorbenen Neffen habende Forderungen 50 Procent bar zu zahlen, und verläßt sie, weil sie damit nicht zufrieden seyn wollen, um sich mit einander weiter zu berathschlagen. Während sie beysammen sind, fallen ihnen die von dem sterbenden Derfeldern erhaltenen Briefe, und deren drohender Inhalt ein – panische Furcht bemeistert sich ihrer: sie glauben, da Derfelden zur nemlichen Zeit ins Zimmer tritt, das Licht auslöscht, und sie handgreiflich nekt, sich von einem Gespenst gemishandelt. Gleich nachher kömmt der Onkel mit dem abgezählten Gelde wieder zu ihnen, um zu erfahren, ob sie die zuerst

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Johann Friedrich Ernst von Brawe (1746–1806): Raisonirendes Journal vom deutschen Theater zu Hamburg (1.–13. Stück). Friedrich Hermann Nestler, Hamburg 1800, Seite 185. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Raisonirendes_Journal_vom_deutschen_Theater_zu_Hamburg_(1800)_Seite_185.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)