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Johann Friedrich Ernst von Brawe (1746–1806): Raisonirendes Journal vom deutschen Theater zu Hamburg (1.–13. Stück)

könnte die Direction wohl am sichersten beurkunden, ich will es einmal an ihrer Stelle thun: weil diese Oper lange geruht hat, neuerdings nicht probirt worden ist. –

Mittewochs, den 29. October, erschien abermals Gustav Wasa auf unserer deutschen Bühne unverändert besezt, wie vorher. Meine Rechnung Seite 100 d. Journ. ist nicht ohne Wirth gemacht worden! –

Wenn die Gardine zum III. Act auffliegt, sieht man Gustav Wasa in Bauernkleidung nicht weit vom Thore eines Landschlosses auf Ornäs, das dem schwedischen Ritter Arendt Pehrson zugehört, auf bloßer Erde, unter freyem Himmel, an einen Baum gelehnt, im tiefsten Schlafe liegen. Greyerson hat die Nacht an seiner Seite in gleichen Verhältnissen zugebracht. Der Tag bricht an. Bediente gehen vor und in dem Schlosse ab und zu – beschäftigen sich mit Anstalten zu einer großen Jagd, die der Besizzer für sich, und verschiedene ihn besuchende Freunde, auf den Morgen geordnet hat. Der lauschende Greyerson hört in der Entfernung von Hunden sprechen, welche eine Spur verfolgen sollen; glaubt, man wolle damit seinen Herrn hezzen; besorgt, daß Gustav, wenn er ihn wekt, mit der nahen Gefahr bekannt macht, sich aufs neue in die Wälder, worin er seit der Flucht aus Calmar Monden lang ohne Obdach herum geschweift hat, verkrichen werde; getraut sich, seines Alters halber, ein so unstetes Leben nicht länger in Gustavs Begleitung auszuhalten; legt den Sak mit dem lezten Brodvorrath neben den Schlafenden, empfiehlt seine Rettung der wunderthätigen Allmacht, verläßt ihn, und wandert in seine Heimath.

Gustav erwacht, findet den Sak neben sich, vermißt Greyerson, ahndet seine Entweichung, trauert, auch von ihm verlaßen, nun ganz einsam, zu seyn.

Jezt tritt A. Pehrson aus seinem Schloße, um im Forste die getroffenen Jagd-Anstalten zu mustern, Gustav ihm entgegen. Bald erkennen einander beyde – denn Ersterer hat unter des Leztern Commando Campagne gemacht. Dieser bittet um ritterliche Hülfe, jener will, ehe er was Gewisses verspricht, mit andern Freunden

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Johann Friedrich Ernst von Brawe (1746–1806): Raisonirendes Journal vom deutschen Theater zu Hamburg (1.–13. Stück). Friedrich Hermann Nestler, Hamburg 1800, Seite 142. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Raisonirendes_Journal_vom_deutschen_Theater_zu_Hamburg_(1800)_Seite_142.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)