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Johann Friedrich Ernst von Brawe (1746–1806): Raisonirendes Journal vom deutschen Theater zu Hamburg (1.–13. Stück)

um wenige Minuten Freyheit, in welchen sie mit Gustav allein seyn, ihn überreden will, sich selbst unterwürfig vor Christiern zu stellen. Leztere werden ihr zugestanden; die Officiers entfernen sich; ihr Hauptmann, Berend von Melem, bleibt allein zurük; Margarethe weiß, daß sie von ihm geliebt wird, ihn bestürmt sie mit ängstlicher Bitte um Gustavs Rettung, ihn schmeichelt sie mit der Hoffnung: den Jüngling einst Bruder zu nennen, ihm fordert sie den Schlüssel zu einer Fallthüre ab, welche aus dem Zimmer in ein unterirdisches Gewölbe führt, das den Pulvervorrath der Garnison befaßt, und aus welchem man in den Festungsgraben kommen, dann aber jenseits des leztern vor die Thore ins freye Feld, zwar mit Gefahr, doch möglicher Weise, gelangen kann. Von Melem giebt den wiederholt geforderten Schlüssel in Margarethens Hand, läßt sie mit Gustav allein. Kaum ist sie es, so treibt sie den Bruder durch die geöfnete Fallthüre auf den vorher bezeichneten Weg – zur Flucht. Er betritt ihn, kann aber kaum das unterirdische Pulvergewölbe erreicht haben, als man schon den äußern Lärm der wieder nach dem Zimmer Eindringenden bemerkt. Margarethe ergreift eine an der Erde liegende Fakel, zündet sie am Lichte an, tritt damit in aufgehobener Hand vor die geöffnete Fallthüre, an den Rand der Treppe, welche aus dem Zimmer ins Souterrain führet. Im nemlichen Augenblik stürzen die vorigen Officiers wieder ins Zimmer. Sie vermissen Gustav, sehen den geöffneten Eingang zum Pulvergewölbe, errathen seine Flucht, machen Miene, ihn auf dem nehmlichen Wege zu verfolgen. – Da schreyt ihnen die entschlossene

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Johann Friedrich Ernst von Brawe (1746–1806): Raisonirendes Journal vom deutschen Theater zu Hamburg (1.–13. Stück). Friedrich Hermann Nestler, Hamburg 1800, Seite 135. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Raisonirendes_Journal_vom_deutschen_Theater_zu_Hamburg_(1800)_Seite_135.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)