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Im selben Augenblick entstand ein furchtbares Geschrei von lauter Schlangen und der Jäger lag in tausend Stücken zerrissen unten am Baume. Danach ringelte sich noch eine der drei Königsschlangen an dem Baume empor, so daß der Jüngling Gott um Hülfe anrief, denn er meinte, jetzt gälte es ihm den Tod. Allein der Schlangenkönig kam immer näher, gab ihm eine Wurzel in den Mund und sogleich konnte er hören, was die Schlange sprach. Sie sagte aber zu ihm: „Steige nur herab, Dir soll nichts zu Leide geschehen, denn Du hast unsern Tod nicht gewollt.“ Weil er nun die Wurzel noch im Munde hatte, so hörte er ein Wehklagen, dem ging er nach und kam zu einem Spinngewebe, darin kämpfte eine Fliege mit schwachen Kräften gegen eine Spinne. Sogleich zerstörte er das Netz der Spinne, die Fliege aber setzte sich auf seinen Rock. „Kleines Thier,“ fragte er sie, „was willst Du?“ „Ich will bei Dir bleiben,“ antwortete die Fliege und er wehrte es ihr nicht.

Der Jüngling wanderte nach einer Stadt, da begegnete ihm vor den Thoren ein Mann ohne Nase. „Guter Freund,“ fragte er ihn, „wie bist Du doch um Deine Nase gekommen?“ „Das will ich Dir sagen,“ antwortete der Mann. „Ich diente bei einem Herrn, dessen Gedanken sollte ich errathen und ihn danach bedienen[WS 1]. Ich meinte, ich würde ihm Alles an den Augen absehen können und darum lockte mich der gute Lohn, denn ich sollte täglich ein Goldstück erhalten, wenn ich meine Sache gut machte. Aber da kam ich übel an! Gestern war ich in den Dienst gegangen und heute lieg’ ich noch in den Federn, da kommt mein Herr schon und

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: bebedienen
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Heinrich Pröhle: Märchen für die Jugend. Verlag der Buchhandlung des Waisenhauses, Halle 1854, Seite 74. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Proehle_Maerchen_fuer_die_Jugend.pdf/90&oldid=- (Version vom 1.8.2018)