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an gar sehr im Dienste der Alten, es lagen aber an jedem Morgen, den Gott werden ließ, fünfzig Thaler unter seinem Kopfkissen, davon wußte er nichts und erhielt auch keinen rothen Pfennig davon, denn die Wirthin und ihre Töchter nahmen das Geld an jedem Morgen selbst hinweg, er aber vergoß Tag für Tag seinen Schweiß in ihrem Dienst. Als nun der Knabe etwas herangewachsen war, sprach er: „Gebet mir den Lohn, den ich sauer verdient habe, denn ich will in die Fremde gehen.“ Da ward der geizigen Wirthin und ihren Töchtern bange, daß sie das Geld verlieren sollten, das täglich im Bett des Knaben gefunden ward, darum gingen sie zu einer Zauberin und beredeten sich mit ihr. Sie sprach: „Der Knabe hat des Glücksvogels Fleisch genossen, darum hat er jeden Morgen fünfzig Thaler einzunehmen. Wollt Ihr das Fleisch des Vogels gewinnen, so sprechet zu dem Jüngling, weil er Euch treu gedient, so wolltet Ihr ihm vor seiner Abreise ein großes Gastmahl zurüsten, dabei solle er noch einmal tüchtig essen und trinken. Zu dem Mahle aber schlachtet viele Kühe und Ochsen, lasset auch den Knaben zwischen Eure beiden Töchter sitzen und lasset sie immerfort zu ihm reden: „„Lieber, Du issest nicht! willt Du ungegessen aus unserm Hause hinausgehen? Das wäre uns eine große Schande.““ Und dabei lasset ihm immerfort von dem Fleisch vorlegen. Auch ladet Eure Nachbarn ein, daß sie immerfort zu ihm reden: „„Lieber, Du trinkest nicht, willt Du ungetrunken die Stadt verlassen? Das wäre eine große Schande für uns alle.““ Dabei lasset ihm immerfort zu Halben und Ganzen von dem edelsten Wein zutrinken. Davon wird der Knabe krank werden, denn er ist gewohnt

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Heinrich Pröhle: Märchen für die Jugend. Verlag der Buchhandlung des Waisenhauses, Halle 1854, Seite 69. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Proehle_Maerchen_fuer_die_Jugend.pdf/85&oldid=- (Version vom 1.8.2018)