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war, kamen zwei Bettelknaben, gingen in die Küche und meinten, da stände nichts als ein geringes Überbleibsel von der Hochzeit auf dem Tische, denn das Vöglein sah gebraten gar unansehnlich aus. Darum aßen sie es auf und gab der eine Bruder, der etwas größer und stärker war, dem andern das Fleisch, er selbst aber aß nichts als das Herz. Darauf gingen sie fort und der Handelsmann hatte nichts als eine arme Frau geheirathet, konnte aber nun und nimmermehr König werden und hatte auch nicht so viel Geld, als er sich wünschte.

Die Knaben aber kamen in die Einsamkeit und gelangten zu einem armen Manne, der allein im Walde wohnte. Er nahm sie freundlich auf und gab ihnen Nachtherberge. Am andern Morgen, als der Alte und der eine Knabe aufstand, war der kleinste Knabe verschwunden, denn er hatte das Bett besudelt und gefürchtet, daß der alte Mann ihn schlüge, darum war er heimlich fortgegangen und hatte sich auch nicht getraut, seinen Bruder zu wecken, auf daß der Alte nicht gleichfalls erwachte. Sie fanden unter seinem Kopfkissen fünfzig Thaler, das rührte von dem gegessenen Vogelleibe her und seitdem lagen jeden Morgen unter dem Kopfkissen des Knaben fünfzig Thaler. Wie sie ihn nun auch suchten im ganzen Walde, – sie fanden ihn nicht mehr, denn er war gar früh ausgegangen und weil er nichts wußte von den fünfzig Thalern, so stand er um die Zeit schon auf dem Markte der nächsten Stadt und bettelte. Da rief ihn eine Wirthin herein und sagte, er könne dableiben, wenn er fleißig arbeiten wolle. Darüber war der Knabe hoch erfreut, mühte sich auch von der Zeit

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Heinrich Pröhle: Märchen für die Jugend. Verlag der Buchhandlung des Waisenhauses, Halle 1854, Seite 68. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Proehle_Maerchen_fuer_die_Jugend.pdf/84&oldid=- (Version vom 1.8.2018)