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alle Bauern im Wasser elendiglich um und Hick wurde von Stund’ an Herr über das ganze Dorf.

Hick weidete nun mit seinen acht Söhnen die Heerden, die er von dem Schäfer genommen und von den Bauern geerbt hatte; aber der jüngste Sohn war ein Thor und verthat durch seine Thorheit wieder alles Gut, das Hick durch seine Klugheit erworben hatte. Hatte Hick für sich und seine Söhne Klöße mit Milch gekocht, so nahm der jüngste Sohn vor dem Mittagsmahle die Klöße und steckte sie in die Löcher, welche die Schaafe im Wege getreten hatten und meinte, daß sonst die Schaafe die Beine abbrächen, wenn sie wieder auf der Trift daher kämen. Oftmals, wenn er die Schaafe hütete, starrten sie ihn alle an und fraßen nicht. Dann sprach er zu den Schaafen: „Freßt ihr nicht, so schneid’ ich euch den Hals ab.“ Und weil die Schaafe ihn nicht verstanden, so glotzten sie ihn noch mehr an und fraßen doch nicht und dann schnitt er ihnen den Hals ab. Und wenn dann der alte Hick seinen Sohn strafen wollte, so war der älteste Bruder mitleidig und wollte es nicht leiden und bald war Hick mit seinen Söhnen durch die Thorheit des Jüngsten wieder so arm wie zuvor. Und liegen nun wieder alle neun im Moos und haben nichts behalten als eine Kuh, davon bekommt jeder den neunten Tag die Milch und wünschen tausendmal Gotteslohn, wenn ihnen einer ein Stück Brod hinträgt, und könnten doch schöne Heerden haben von Schaafen und Ziegen und Rindern und könnten Milch und Butter und Käs haben vollauf und Alles, was das Herz sich wünschen kann und brauchten nicht im Moos zu liegen.

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Heinrich Pröhle: Märchen für die Jugend. Verlag der Buchhandlung des Waisenhauses, Halle 1854, Seite 61. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Proehle_Maerchen_fuer_die_Jugend.pdf/77&oldid=- (Version vom 1.8.2018)