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für ihn. So lebte Hick mit seinen acht Söhnen noch immer in großer Trübsal, da beschlossen sie zuletzt die Kuh zu schlachten und das Fleisch zu verzehren. Als es aufgezehrt war, hing der alte Hick das Kuhfell um, so daß die Haare inwendig waren und die Fleischseite auswendig und wollt’ es zum Lohgerber tragen. Da setzte sich ein Rabe auf die Haut, der war noch hungriger als Hicks Söhne und wollte ein Stückchen Fleisch abhacken, das diese hatten sitzen lassen. Hick fing den Raben und hielt ihn fest, kam in des Lohgerbers Haus, fand ihn aber nicht daheim und ward unvermerkt gewahr, wie seine böse Frau Wein unter die Treppe und im Bett versteckte, ihn heimlich auszutrinken. Endlich kam der Lohgerber nach Haus, da sagte Hick zu ihm: Was er für eine Kuhhaut und für einen Raben bezahle, der wahr sagen könne? „So laß doch zuerst hören, ob er seine Sache versteht,“ antwortete der Lohgerber. Da rief der Rabe: Ga! und der Bauer sprach: „Er sagt aus, daß vierzig Flaschen Wein unter der Treppe versteckt wären.“ „Ei, das wäre!“ rief der Lohgerber aus, eilte schnell zur Stelle und fand die vierzig Flaschen Wein. Da rief der Rabe: kra! „Was hat er gesagt?“ fragte der Lohgerber neugierig, denn ihn lüsterte noch mehr Wein zu finden. „Je nun,“ antwortete Hick, „er meint, daß im Bettstroh noch zwanzig Flaschen verborgen wären.“ „Ei, der tausend!“ rief der Lohgerber, eilte schnell hin und zog die zwanzig Flaschen aus dem Bettstroh, zahlte auch nachher für den Raben einen hohen Preis und gab für die Kuhhaut was recht war.

Als Hick nach Haus kam, waren die Bauern gar sehr verwundert über das viele Geld, das er mitbrachte.

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Heinrich Pröhle: Märchen für die Jugend. Verlag der Buchhandlung des Waisenhauses, Halle 1854, Seite 58. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Proehle_Maerchen_fuer_die_Jugend.pdf/74&oldid=- (Version vom 1.8.2018)