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seinen Sarg legen, dann werde sich das Übrige schon finden. Wirklich legte sich der Vater schon den andern Tag hin und starb, da steckte der Sohn ihm die Dudelpfeife in den Sarg und sie wurde mit dem Vater begraben. Seit dem ist jede Nacht der Alte gekommen und hat mit der Pfeife gepfiffen, und wo er vor einem Hause gepfiffen hat, da ist auch ein junges Mädchen gestorben. Damit hat er beim ersten Hause im Dorfe angefangen und das Mädchen, welches gestorben, ist die andere Nacht mit ihm gegangen und hat das Lied von der lahmen Ziege gesungen:

Hast Du unsern Vetter seine Ziege nicht gesehn?
Sie hinket, sie stinket, sie hat ein lahm Bein.

Der alte Dudelpfeifer hat die Weise geblasen, die dazu gehört. Zuletzt hatte er wohl funfzig verstorbener Mädchenseelen hinter sich, und damit ist er endlich vor des Schulzen Haus gegangen. Da fing der Sackpfeifer auch an zu spielen und die funfzig Mädchen sangen dazu:

Hast Du unsern Vetter seine Ziege nicht gesehn?
Sie hinket, sie stinket, sie hat ein lahm Bein.

Als sie ausgesungen hatten, fragte der Alte des Schulzen Tochter, ob sie nun seinen Sohn freien wollte, wo nicht, so erginge es ihr wie den andern Mädchen im Dorfe, und sie müsse auch sterben und zu seiner Dudelpfeife das Lied singen. Da gelobte sie es an, seinen Sohn zu heirathen und der Sackpfeifer zog ab. Am andern Tage ging sein Sohn, der jede Nacht aufgepaßt hatte, was der Alte anstellte, hin zu des Schulzen Haus, aber da war der reiche Bräutigam schon wieder bei dem Mädchen und ihm selbst machte sie Vorwürfe,

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Heinrich Pröhle: Märchen für die Jugend. Verlag der Buchhandlung des Waisenhauses, Halle 1854, Seite 54. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Proehle_Maerchen_fuer_die_Jugend.pdf/70&oldid=- (Version vom 1.8.2018)