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So lebte das Mädchen lange Zeit in der Räuberhöhle und hatte einen Eid thun müssen, daß es zu Niemand reden wolle, wurde aber immer schöner und schöner und es gelüstete den Räuber, sie zu freien. Das verkündigte ihr die Alte und gab ihr zwei schöne Kleider, ein silbernes und ein goldnes, und sagte, davon solle sie eins wählen und als Hochzeitskleid anlegen, sagte auch, daß alsbald eine Hexenkutsche ankommen und sie mit ihrem Bräutigam zur Kirche fahren würde, davor wären keine Pferde und wenn man sage: Jö! so ginge die Kutsche von selbst fort, wenn man aber sage: Halt! so stände sie still. Da erschrak das Mädchen gar sehr, daß sie den Räuber heirathen sollte und ging auf ihre Kammer, den Brautschmuck anzulegen.

Während dem ward die Kuh im Stalle krank und die Alte vergaß mit ihrem Sohn darüber die ganze Hochzeit, denn sie wollten ihr Hülfe leisten, sahen auch nicht, wie die Hexenkutsche vor das Haus vorfuhr. Da zog das Mädchen über die goldene Kleidung, die es angelegt hatte, geschwind noch die silberne und warf auch noch sein Büffelochsenfell über, das ganz rauh war und es vom Kopf bis zu den Füßen bedeckte. So sprang es in den Wagen, rief: Jö! und sogleich fuhr die Hexenkutsche davon. Als sie schon weit fort war von der Räuberhöhle, rief sie: Halt! und stieg aus. Dann rief sie wieder: Jö! und die Hexenkutsche flog davon. Das Mädchen aber legte sich in seinem Büffelochsenfell unter einen Baum und schlief ein.

Am andern Morgen kam ein Jagdhund gesprungen, biß aber das Mädchen, das unter dem Baume lag, nicht und bellte es blos an. Danach kam der Jäger und als

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Heinrich Pröhle: Märchen für die Jugend. Verlag der Buchhandlung des Waisenhauses, Halle 1854, Seite 40. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Proehle_Maerchen_fuer_die_Jugend.pdf/56&oldid=- (Version vom 1.8.2018)