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„So laß doch hören, was träumtest Du denn?“ sprach der Vogel Fabian.

„O,“ antwortete die Haushälterin, „mir hat geträumt, daß eine Königstochter sei, die war einst so schön und jetzt ist sie so häßlich, daß ihr Gesicht aussieht, als wäre es mit einem Lorkfell überzogen.“

„Als sie zum Nachtmahle gegangen ist, sagte der Vogel Fabian, hat sie die Oblate ausgespien, die hat ein Lork gefressen, der muß aus seiner Mauerritze hinter’m Altar hervorgerodet und zu Pulver verbrannt werden, davon wird die Prinzessin schöner denn zuvor.“

Da der Vogel Fabian wieder eine Weile geschlafen hatte, zog ihm seine Haushälterin noch eine Feder aus und warf sie unter’s Bett. Der Vogel Fabian wurde jetzt sehr böse, die Haushälterin aber sagte: „Ich hatte einen Traum, der hat mich so erschreckt.“

„Was träumtest Du denn?“ fragte der Vogel Fabian.

„Mir träumte,“ antwortete die Haushälterin,„daß ein Fährmann schon so lange am Wasser Schildwache stehen müsse und wird doch nicht abgelöst.“

„Der Narr!“ rief der Vogel Fabian aus, „er sollte nur dem ersten Besten, der überfährt, das Seil umwerfen, woran er den Kahn hinüberzieht, dann muß dieser Fährmann spielen, er selbst aber kann gehen, wohin er will.“

Sogleich verfiel er wieder in einen tiefen Schlaf, der Findling aber kroch unter dem Bett hervor und trat den Rückweg an.

Der Fährmann verwunderte sich gar sehr, als er ihn wiedersah, er aber ließ sich erst von ihm übersetzen

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Heinrich Pröhle: Märchen für die Jugend. Verlag der Buchhandlung des Waisenhauses, Halle 1854, Seite 35. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Proehle_Maerchen_fuer_die_Jugend.pdf/51&oldid=- (Version vom 1.8.2018)