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einen sonderbaren Traum gehabt, der habe sie erschreckt. „Was für einen Traum?“ fragte der Vogel Fabian. Die Haushälterin antwortete: „Mir träumte, ein König hätte einen Apfelbaum, der hätte güldne Aepfel getragen, aber jetzt trüge er keine mehr.“

Da antwortete der Vogel Fabian: „Es hat ein fremdes Weibsbild ein Kind unter dem Apfelbaume verscharrt, das muß aufgerodet werden, dann trägt der Apfelbaum wieder güldne Äpfel.“

Damit schlief der Vogel Fabian wieder ein und als er wieder eine Weile geschlafen hatte, riß ihm seine Haushälterin die zweite Feder aus. Der Vogel Fabian aber fuhr heftiger denn zuvor aus dem Schlafe und die Haushälterin sagte, sich zu entschuldigen, es habe sie ein Traum erschreckt.

„Was für ein Traum?“ fragte der Vogel Fabian.

Die Haushälterin antwortete: „Mir hat geträumt, ein König hätte einen Brunnen auf seinem Hofe, der hätte früher die schönsten Perlen ausgespien und jetzt thäte er es nicht mehr.“

„Der Narr!“ rief der Vogel Fabian weiter schlafend, „seine Tochter warf heimlich ein Kind in den Brunnen, das muß herausgezogen und auf dem Kirchhofe begraben werden, dann wirft der Brunnen wieder Perlen aus.“

Nach einer Weile riß ihm die Haushälterin wieder eine Feder aus und warf sie dem Findling unter’s Bett. „Was thust Du?“ rief der Vogel Fabian. „O,“ antwortete die Haushälterin, „ich hatte einen Traum, der mich so erschreckte, daß ich recht zusammenschauerte.“

Empfohlene Zitierweise:
Heinrich Pröhle: Märchen für die Jugend. Verlag der Buchhandlung des Waisenhauses, Halle 1854, Seite 34. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Proehle_Maerchen_fuer_die_Jugend.pdf/50&oldid=- (Version vom 1.8.2018)