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6. Die Zwergmännchen.

Ein Schweinhirt hatte viele Söhne, von denen trieb der älteste mit den Ferken aus. Draußen aber machte er sich eine Pfeife und lehrte seinen sechs Ferken das Tanzen nach der Pfeife. Als sie es gelernt hatten und herangewachsen waren, zog er damit nach der Stadt und ließ sie vor dem Königsschlosse tanzen. Da schaute die Frau Königin zum Fenster aus und freute sich über die tanzenden Schweine, ließ auch dem Schweinejungen Zucker und Rosinen reichen und hieß ihrem Säckelmeister mit ihm um eins der Schweine handeln. Allein der Schweinejunge sagte: „Darüber ist kein andrer Handel, als wenn ich die Frau Königin für das erste Schwein einmal ein wenig ins Ohr kneifen darf.“ Das erlaubte ihm die Frau Königin, er aber gab ein Schwein hin und zog mit den übrigen Schweinen nach Hause.

Als er nach Hause kam und sein Vater sah, daß ein Schwein fehlte, wollte er das Geld dafür sehen. Der Schweinejunge erzählte, wie er die Königin dafür ein wenig ins Ohr gekniffen hätte, und bekam zur Strafe, weil er kein Geld mitgebracht, von seinem Vater Schläge.

Nach einer Weile trieb er mit den übrigen fünf Ferken wieder vor das Königsschloß und ließ sie nach seiner Pfeife tanzen. Frau Königin schaute wieder zum Fenster heraus, ließ ihm Zucker und Rosinen zu essen geben und schickte ihren Seckelmeister, eins von den fünf Schweinen zu kaufen. Da sagte er wieder, daß er es nur hingäbe, wenn er die Frau Königin dafür ein wenig in’s Ohrläppchen kneifen könne. Die Frau Königin aber kam lächelnd herbei und ließ sich von ihm am Ohr zausen

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Heinrich Pröhle: Märchen für die Jugend. Verlag der Buchhandlung des Waisenhauses, Halle 1854, Seite 21. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Proehle_Maerchen_fuer_die_Jugend.pdf/37&oldid=- (Version vom 1.8.2018)