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erzählte ihm, was er erlebt hatte, seit sein Bruder von ihm gegangen war und sprach: „Siehst Du nun, mein Bruder, daß Dank der Welt Lohn ist? hat nicht der Dank der Menschen mir eine Krone und viele Schätze eingetragen?“

Einst erzählte der König von den drei Thieren, welche sich nun bald wieder unter dem Baume treffen mußten, um sich zu sagen was sie wüßten, weil in einigen Tagen die sieben Jahre wieder herum wären.

Als der älteste Bruder dies erfahren hatte, machte er sich heimlich auf und suchte die Stelle, an der er seinen Bruder einst geblendet hatte, und stieg auf den Baum. Wie nun die Zeit herankam, ging’s unten im Laube: patsch, patsch, patsch; damit kam der Bär und setzte sich verdrießlich brummend unter den Baum. Bald darauf kam auch der Löwe und setzte sich neben den Bären. Da sagte der Bär zum Löwen: „Denke Dir, Bruder, alle unsre Geheimnisse sind verrathen. Gewiß hat es der Fuchs gethan.“ „Das sollte man kaum glauben,“ antwortete der Löwe, „Reineke ist doch sonst nicht so dumm.“ „Es kann aber Niemand anders gewesen sein,“ erwiederte der Bär wieder.

Tripp, tripp, tripp kam der Fuchs an und setzte sich freundlich grüßend zwischen den Löwen und den Bären. „Reineke,“ sagte der Bär mürrisch, „warum hast Du unsre Geheimnisse verrathen?“ Und damit gab er ihm gleich eine Maulschelle, daß er auf den Rücken hinfiel. Da schrie Reineke: „Jetzt seh ich ihn, der es verrathen hat! Da oben lauscht er im Baum!“ Danach stand er wieder auf; der Bär aber kletterte hinauf, holte den ältesten Bruder herunter und Bär und Löwe zerrissen

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Heinrich Pröhle: Märchen für die Jugend. Verlag der Buchhandlung des Waisenhauses, Halle 1854, Seite 7. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Proehle_Maerchen_fuer_die_Jugend.pdf/23&oldid=- (Version vom 1.8.2018)