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dem Jungen auf den Kopf. Sogleich erschien der Teufel und forderte den Jungen, da sagte der Superintendent: Nur wenn er jetzt die Macht hätte, ihn aus dem Kreise herauszunehmen, solle er ihn haben. Diese Macht hatte der Teufel nicht und sagte, der Junge solle nach der Hölle kommen und die Verschreibung zurückholen. Da verschwand der Teufel; der Knabe aber machte sich auf, und kam auf einen großen schönen Weg, der wurde immer breiter und breiter und führte zuletzt in die Hölle. Da standen Unglückliche, denen Pech im Halse brannte, und ein Bett stand da, das brannte lichterloh, und der Teufel gab ihm die Verschreibung zurück, erzählte auch, daß in dieses Bett der Räuber Barrabas sollte, welcher schon neunundneunzig Menschen todtgeschlagen hätte, wenn er aber den hundertsten todtschlüge, so würde er sofort in die Hölle kommen, wo er in dem brennenden Bett schlafen solle. Dann ging der Junge mit der empfangenen Bescheinigung wieder fort und es begegnete ihm ein Riese, der trug einen Stab in der Hand und fragte, wo er herkäme, und der Knabe sagte: „Aus der Hölle!“ und erzählte von dem Bette des Räuber Barrabas. Da steckte der Riese den Stab in die Erde und sprach: „Dieser Barrabas bin ich, mein Sohn! neunundneunzig habe ich schon getödtet, und Du, hättest Du mir nicht solches berichtet, wärst der hundertste gewesen.“

Da gab der Riese dem Jüngling alles Geld, was er geraubt hatte, und der war fortan ein reicher Herr und zog mit einer großen Dienerschaar in der Welt umher und that wohl von dem Gelde des Riesen allen Kranken und Elenden.

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Heinrich Pröhle: Märchen für die Jugend. Verlag der Buchhandlung des Waisenhauses, Halle 1854, Seite 210. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Proehle_Maerchen_fuer_die_Jugend.pdf/226&oldid=- (Version vom 1.8.2018)