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Witterung, dann abwechselnd Sonnenschein und warmen Regen, mitunter auch Gewitter und dachte Alles weise und gut eingerichtet zu haben. Seine Saaten zeichneten sich auch vor allen übrigen des Feldes aus, wuchsen und blüthen, daß es eine Lust war und der Mann ging daher gar stolz umher und that als wäre er der liebe Gott. Da aber die Zeit der Ernte kam, fuhr er wohl große Wagen voll auf seinen Hof, aber nichts als Stroh und kein Körnlein Frucht: denn der überkluge Mann hatte den Wind vergessen.


61. Den Segen vergessen.

Eine Frau, die fleißig zur Kirche ging, wollte wissen, wie viel Mal sie in Einem Jahre im Gotteshause gewesen sei. Weil sie nicht schreiben konnte, so bezeichnete sie jeden Kirchenbesuch dadurch, daß sie einen Pfennig in ein Sparbüchslein steckte und solches in ihren Koffer verschloß. Da nun das Jahr um war und sie vermeinte, das Büchslein voller Pfennige zu finden, öffnete sie es und sah nur drei Pfennige darin liegen. Es waren die Sonntage, da sie zum heiligen Nachtmahl gewesen war und deshalb den Segen abgewartet hatte. An allen übrigen Sonn- und Festtagen war sie gleich nach der Predigt, also ohne den Segen, aus der Kirche gegangen.

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Heinrich Pröhle: Märchen für die Jugend. Verlag der Buchhandlung des Waisenhauses, Halle 1854, Seite 205. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Proehle_Maerchen_fuer_die_Jugend.pdf/221&oldid=- (Version vom 1.8.2018)