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wies er ihm, wie die Welt so weit sei, wie Berg an Berg und Thal an Thal sich reihte und Ein Strom sich in den andern ergoß. Und wenn der Bursche meinte, an einer Stelle der Welt Ende zu sehen, so wies ihm der Altgesell wieder einen Schlupfwinkel, wo es noch weiter ging und die Ströme hindurchrannen in neue Gegenden und neue Thäler sich bildeten. Dabei ward der Altgesell so freudig, weil die Welt so groß und weit ist, der Bursche aber sprach: „Altgesell, wenn’s so ist wie Du sagst, so ist mir die Welt viel zu weit und ich kehre wieder um.“ Da wollte ihn der Altgesell zwar überreden, daß er weiter mitzöge und erzählte ihm, wie jede Stadt ihr eigen Wahrzeichen hätte und wie die Wahrzeichen der Städte so schön seien. Allein der Bursche kehrte doch wieder um und zog nach Haus. Dort aber schämte er sich vor den andern jungen Leuten im Dorf und versteckte sich lange Zeit in einer Kammer. Eines Tages gingen seine Eltern aus und ließen ihn allein. Da sah er, wie seine Jugendgespielen kamen, auf seines Vaters Zwetschenbäume stiegen und sie abaßen. Es standen aber wohl zwanzig Zwetschenbäume da und kamen immer mehr junge Leute und der Bursche auf seiner Kammer hätte bersten mögen, daß er sie nicht verjagen konnte. Endlich rief er aus: „Wenn ich nur nicht in der Fremde wäre, so sollte Euch das übel bekommen!“ Da lachten seine Kameraden, sprangen von den Bäumen herab und liefen davon, aber die Zwetschenbäume waren leer.

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Heinrich Pröhle: Märchen für die Jugend. Verlag der Buchhandlung des Waisenhauses, Halle 1854, Seite 188. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Proehle_Maerchen_fuer_die_Jugend.pdf/204&oldid=- (Version vom 1.8.2018)