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schon aus dem Schlaf in seinem Bett, ob die Pumpe nicht bald ginge: piep, piep, denn das Piepen war ihm lieber als wenn einer drei schöne neue Lieder vor seinem Kammerfenster gesungen hätte. Aber die Pumpe piepte nicht mehr und seit der Zeit konnte der König nicht mehr ordentlich schlafen und ward krank und elend. Wohl kamen die kleinen Waldvögelein jeden Morgen herbei und sangen vor des Königs Fenster ihre schönsten Lieder – piep, piep – aber was half’s? der König wollte die Pumpe piepen hören und sie piepte nicht mehr, ob auch seine Diener sie wieder in den alten Stand setzen wollten, darum ward er kränker und kränker.

Als es nun zuletzt zu sterben ging, kamen viel Könige herbei, den kranken König noch einmal zu sehen, und auch des Königs Schwiegersohn, der König von Mohrenland, kam, und weil die Diener wußten, daß er ein gar kluger und weiser Herr war, so liefen sie ihm schon entgegen und weinten und riefen: „O Herr, unser König stirbt, denn unsre Pumpe piept nicht mehr – piep, piep! O Herr, die Finken und andere Vögel können doch auch piepen, aber unser König will’s nicht hören, er lauscht nur, daß das Holz am Brunnen piept – piep, piep!“

Der König von Mohrenland untersuchte die Pumpe, aber es half nichts, sie wollte nicht mehr piepen, und wenn auch statt hundert Rossen nun alle die tausend Rosse aus dem Brunnen getränkt wurden, welche der König von Mohrenland und die andern Könige mit sich führten und die Pumpe sich viel munterer bewegte denn zuvor.

„Ei! ei!“ sprach der König von Mohrenland, „was ist da zu thun, daß der Brunnen wieder piept –

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Heinrich Pröhle: Märchen für die Jugend. Verlag der Buchhandlung des Waisenhauses, Halle 1854, Seite 186. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Proehle_Maerchen_fuer_die_Jugend.pdf/202&oldid=- (Version vom 1.8.2018)