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alten Manne! Siehe, da kam alsbald der Tod an und sprach: „Alter, was ist Dein Begehren?“ Da erschrak der Bettelmann vor dem Tode, faßte sich aber schnell und antwortete: „Daß Du mir möchtest ein wenig mein Bündel tragen.“ „Nein,“ sprach der Tod, „so haben wir nicht gewettet; das hast Du nicht gemeint, und weil Du mich begehrtest, so begehre ich Dich auch.“ Damit faßte er ihn an einen Arm und führte ihn fort.

Dem Alten graute es so sehr vor dem Tode, daß er wünschte, es möchte ihn lieber der Teufel holen, und kaum hatte er den Teufel angerufen, da war der auch da und sprach: „Was begehrst Du?“ Weil aber der Arme noch dem Tode zu entgehen gehofft hatte, so trug er noch immer das Reisigbündel auf der Schulter, das er unter Schweiß und Seufzen zusammengelesen hatte, und als er sich nach dem Anblicke des Teufels ein wenig gefaßt hatte, sprach er auch zu dem: „Ich wünschte, daß Du mir mein Reisigbündel tragen helfen möchtest.“ „Nein,“ sprach der Teufel mit ruhiger Stimme, „das war nicht Dein Begehren,“ faßte den Bettelmann an den andern Arm und Tod und Teufel führten ihn gemeinschaftlich nach der Hölle zu.

Nach einer Weile warf der Alte sein Holzbündel ab und sagte: er schäme sich mit dem Teufel zu gehen, weil der so schwarz und rußig sei, und bat um die Erlaubniß, einen Bader aus der Stadt herbeizuholen, der ihn barbieren solle. Er meinte aber, daß der dem Teufel den Hals abschneiden solle. Allein der Teufel sprach: „Ich bin kein Freund von Barbieren, denn sie vertreiben Geister, auch sind sie ja doch mit ihren Scheermessern nur Lumpensammler.“ Da mußte der Alte still schweigen.

Empfohlene Zitierweise:
Heinrich Pröhle: Märchen für die Jugend. Verlag der Buchhandlung des Waisenhauses, Halle 1854, Seite 167. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Proehle_Maerchen_fuer_die_Jugend.pdf/183&oldid=- (Version vom 1.8.2018)