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In der nächsten Nacht kam der Maurer wieder und stellte seinen Lehrjungen zur Sicherheit als Wache aus. Sobald er aber in’s Loch kroch, hatte er sich in der Schlinge gefangen. Damit er nicht erkannt und nicht Weib und Kind für ihn bestraft würde und die Schätze ausliefern müßte, befahl er seinem Lehrling ein Messer zu holen und ihm damit den Kopf abzuschneiden. Das führte der Lehrling geschickt aus und warf den Kopf in den Fluß.

Am andern Morgen kam der König mit seinen Räthen, fand aber nichts als den Rumpf vom Körper des Diebes. Da riethen ihm seine Räthe, diesen Rumpf auf eine Kuhhaut zu legen und so durch die Stadt zu schleifen; das Haus aber, worin dann ein Geschrei entstände, sei das Haus des Diebes. So geschah es auch. Als aber der Rumpf vor des Maurers Hause vorbeigeschleift wurde, erkannten ihn seine Frau und seine Kinder sogleich und huben vor Schreck an laut zu schreien. Rasch hackte sich der Lehrjunge mit dem Beil in den Fuß, und als die Soldaten zusprangen und die Familie des Maurers ergreifen wollten, zeigte er ihnen das Blut, das an seinem Fuße niederlief und sagte aus, daß die Frau und die Kinder darüber geschrien hätten. Darauf zogen die Soldaten ab, führten den Rumpf des Räubers weiter durch die Stadt, aber das Haus des Räubers und die geraubten Schätze wurden nicht gefunden.

Danach beschloß der König mit seinen Räthen, den Rumpf des Maurers am Galgen befestigen zu lassen, neben den Galgen aber wurden sechs Mann Wache gestellt, um zu sehen, ob Niemand sich nahte und versuchte

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Heinrich Pröhle: Märchen für die Jugend. Verlag der Buchhandlung des Waisenhauses, Halle 1854, Seite 158. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Proehle_Maerchen_fuer_die_Jugend.pdf/174&oldid=- (Version vom 1.8.2018)