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gar wohl und in wenigen Stunden hatte er seine vier Wagen mit Geld und zuletzt selbst seine Königskleidung verspielt. Unterdessen hatten die Räuber in den andern Gemächern die Soldaten beim Trunk umgebracht und die Fuhrleute und andern Diener des Königs gefesselt und ihnen angekündigt, daß sie unter ihre Räuberbande treten oder sterben sollten. Den König entkleideten sie auch seiner kostbaren Kleidung und warfen ihn nackt und blos in eine Grube im Walde. Von seinem Hülferuf wurde ein Einsiedler herbeigezogen, der durch den Wald ging; er half ihm aus der Grube und bekleidete ihn mitleidig mit seinem blauen Kittel und seiner alten leinenen Hose. Dafür gab der König ihm einen goldenen Ring, den die Räuber ihm abzuziehen vergessen hatten.

So ging der König zu seinem Vater nach Hause, als er aber dort in der leinenen Hose ankam, meinte er, daß er nichts als ein entlaufener gemeiner Soldat sei. Darum mußte der König zur Strafe die Schweine hüten und wenn er Abends heimkehrte, so sperrte ihn sein Vater auch auf den Schweinskoben, brachte ihm auch dahin das Essen und schlug ihn, wenn er auf dem Schweinskoben sein Unglück beklagte und sagte, daß er ein mächtiger König geworden sei und eine schöne und tugendreiche Gemahlin habe.

Aber ein guter, freundlicher Stern wachte auch noch über den unglücklichen und in Elend und Schmach lebenden König. Denn als sein holdes Gemahl ersah, daß er nicht zurückkehrte, ward sie gar unruhig, ließ acht Wagen mit Geld beladen, nahm viele Hornisten und hundert Mann Soldaten zur Bedeckung mit sich und machte sich auf die Reise zu ihrem Schwiegervater. Nach

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Heinrich Pröhle: Märchen für die Jugend. Verlag der Buchhandlung des Waisenhauses, Halle 1854, Seite 152. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Proehle_Maerchen_fuer_die_Jugend.pdf/168&oldid=- (Version vom 1.8.2018)