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sieben Prinzessinnen erlösen kann.“ Darüber spotteten seine Kameraden, er aber ließ sich nicht irre machen. Als sie auf den grünen Platz vor der Klippe kamen, grasete nur Ein Hirsch mit goldenen Ringen um das Geweih dort und sah die Soldaten traurig an. Die Sieben ritten durch die offenstehende Klippe und durch das Schloßthor; dort standen die Geister noch immer Wache und schauten grimmig auf die sechs Gefährten des jungen Edelmanns. Als sie ihre Pferde in den Stall zogen, fanden sie dort nur für Ein Pferd Hafer und Heu. Da sie in den Speisesaal gingen und sich zu Essen wünschten, kam nur Ein Teller und Ein Löffel, und wenn ein anderer als der junge Edelmann mit dem Löffel essen wollte, schnapp, war er ihm vom Munde verschwunden. Sie wünschten sich Wein, aber es kam nur Eine Flasche, und wenn ein anderer als der Edelmannssohn sich an dem köstlichen Trank erlaben wollte, verschwand ihm das Gefäß vom Munde, er wußte nicht wie. Sie wünschten sich jeder eine Pfeife Taback, aber es kam nur eine Pfeife für den jungen Edelmann. Danach wollten sich die sechs hungrig zu Bett legen, aber da waren auch die sechs Betten verschwunden und nur des jungen Edelmanns Bett stand noch da und kostbarer denn zuvor. Seine Kameraden mußten deshalb auf dem Fußboden schlafen und am andern Morgen standen sie in aller Frühe auf der Lauer, um zu sehen, ob der Hirsch mit goldenen Ringen um das Geweih nicht bald aus der Klippe gehen würde. Als sie aber meinten, es sei Zeit und die Schatzkammer aufschlossen und hineingingen, ihre Mantelsäcke zu füllen, drehten die Geister ihnen den Hals um.

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Heinrich Pröhle: Märchen für die Jugend. Verlag der Buchhandlung des Waisenhauses, Halle 1854, Seite 150. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Proehle_Maerchen_fuer_die_Jugend.pdf/166&oldid=- (Version vom 1.8.2018)