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schlafe nicht, ich wache,“ antwortete er. „So höre denn,“ sprach der Geist weiter. „Die sieben Hirsche, welche ihr gesehen habt, sind sieben verwünschte Prinzessinnen. Wenn Ihr sieben Jahre in diesem Schlosse bleiben wollt, so habt Ihr sie erlöst; Jeder bekommt eine Prinzessin zur Frau und alle Schätze des Schlosses sind Euer.“ Dies trug er am andern Morgen seinen Kameraden vor, die aber wollten nichts von seinem Vorschlage hören; sie hatten ein Bund Schlüssel gefunden, das die Schatzkammer aufschloß, füllten sich ihre Mantelsäcke mit Gold und gedachten davon in der Welt lustiger zu leben, denn daß sie sieben Jahre in solcher Einsamkeit auf die Erlösung der Prinzessinnen harrten. Traurig mußte der junge Edelmann thun wie seine Kameraden und sich auch den Mantelsack mit Gold füllen. Als sie sahen, daß an diesem Tage die sieben Hirsche wieder auf die Weide gingen, folgten sie ihnen nach durch die offenstehende Klippe; die Geister aber, die am Schloßthore Wache standen, schüttelten verdrießlich ihre bärtigen Köpfe.

Die sieben Soldaten kamen in eine Stadt, dort nahmen sie sich Weiber und kauften sich von ihrem Golde prächtige Häuser. Nur der junge Edelmann heirathete noch nicht und zog noch weiter in der Welt umher. Nach einem Jahre kam er wieder durch die Stadt, da hatten seine Kameraden all ihr Geld verthan und sprachen: „Kamerad, jetzt ziehen wir wieder nach dem verwünschten Schlosse und holen uns Gold aus der Schatzkammer.“ „Thut wie Ihr wollt,“ antwortete der Jüngling, „doch wenn ich mit Euch gehe, so bleibe ich sieben Jahr da und sehe, ob ich nicht die Eine der

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Heinrich Pröhle: Märchen für die Jugend. Verlag der Buchhandlung des Waisenhauses, Halle 1854, Seite 149. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Proehle_Maerchen_fuer_die_Jugend.pdf/165&oldid=- (Version vom 1.8.2018)