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letzten Zeit mich wiederholt aufforderten, ein Märchenbuch als eigentliche und vollständige Kinderschrift herauszugeben. Ich komme derselben in der vorliegenden Schrift nach, indem ich von den neuerdings von mir gesammelten Märchen nicht allein 1) alle diejenigen Märchen ausscheide, welche nicht vollständig für Kinder geeignet sind, 2) auch lückenhafte und weniger anziehende Märchen (welche wohl sonst in wissenschaftlichem Interesse mitzutheilen gewesen wären) zurücklege, was jedoch natürlich die Aufnahme an und für sich kürzerer Stücke nicht hinderte. Auch den Styl habe ich 3) eigens für die Jugend berechnet und nicht allgemein volksmäßig halten wollen. Die Erläuterungen, welche ich diesmal zu einzelnen Märchen geben will, sollen den Leser zunächst von der ethischen und poetischen Seite her (man sehe die erste Abtheilung des Anhangs) in das Verständniß der Märchen einführen. Schon liest ja sogar mancher Lehrer seinen Schülern und Schülerinnen hin und wieder während der Schulstunden ein Märchen vor, selbst in Dorfschulen, welche ohnehin beginnen die sogenannte deutsche Grammatik, womit sie die Kinder bisher plagten, durch Vorlesung guter poetischer und prosaischer kleiner Stücke zu ersetzen. Die Auswahl ist, besonders wenn man das Augenmerk vorzugsweise auf Gedichte richtet, höchst schwierig. Dahingegen ist außer Anderm das Märchen für diesen Zweck wie geschaffen, auch wenn an die Vorlesung noch Besprechungen und Erörterungen geknüpft werden sollen, wie man denn auch, oft seltsam genug, das Volk über den Gang der Begebenheiten in seinen Märchen reflectiren

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Heinrich Pröhle: Märchen für die Jugend. Verlag der Buchhandlung des Waisenhauses, Halle 1854, Seite XV. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Proehle_Maerchen_fuer_die_Jugend.pdf/15&oldid=- (Version vom 1.8.2018)