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Menschen, aber als sie wieder gesund wurden, waren Äcker, Pferde und Kühe verkauft und das Haus war verschuldet, und so hartherzig diese Bauersleute früher gewesen waren gegen andere, so hartherzig waren nun Alle gegen sie selbst. Da schickte der Bauer seine Kinder aus, zu suchen, was sie früher nicht gemocht und vor Hartherzigkeit in dem großen Bauernhause hatten umkommen lassen, weil sie es nicht essen konnten und doch Niemand gönnten. Aber sie kehrten heim mit leeren Händen und da schüttelte der Bauer den Kopf, hob auch seine Hand auf gen Himmel und sprach: „Herr, was will aus der Welt denn noch werden, wenn alle die reichen Bauern eben so hartherzig sind als ich einst gewesen bin?“ Er hieß auch seiner Tochter nebenan zum Wirth gehen, der zugleich ein Krämer war, und ein kleines Groschenbrod holen, aber der Krämer wollt’ es ihr nicht borgen und der Bauer ging in den Wald, mit einem Haken dürres Holz von den Bäumen zu häkeln, und das zu verkaufen, um für die paar Pfennige Brod einzukaufen.

Der Bauer begann die trocknen Zacken von den Bäumen abzureißen, daß ihm der Schweiß von der Stirn auf den Boden tropfte. Wie er nun so unter den Bäumen hinging, kam er an ein Wasser und trank daraus, und es schmeckte gar köstlich. Als er aber in der Eiche, die neben dem Wasser war, wieder Holz abhäkeln wollte, saß darin eine Rabe und rief: „Geh weiter! geh weiter! ich sag’ es Dir: geh weiter!“

In der nächsten Eiche, wo er häkeln wollte, rief wieder eine Rabe: „Geh weiter! geh weiter! ich sag’ es Dir:

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Heinrich Pröhle: Märchen für die Jugend. Verlag der Buchhandlung des Waisenhauses, Halle 1854, Seite 123. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Proehle_Maerchen_fuer_die_Jugend.pdf/139&oldid=- (Version vom 1.8.2018)