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Bär. Als die fünf Jahre um waren, sprach der Junge heimlich zu seiner Mutter: „Jetzt wollen wir noch ein Jahr in diesem Loche bleiben. In der Zeit sollst Du mir entdecken, wer mein Vater ist, und wir wollen zu ihm gehen.“

Die Frau fürchtete sich sehr, zu dem Schmied zurückzukehren, und sprach: „O, mein Sohn, Dein Vater ist der liebe Gott, und wie wollen wir zu dem gelangen?“ „Nein,“ sagte der Knabe, „damit begnüge ich mich nicht, Du mußt mir sagen, wo mein Vater hier auf Erden wohnt, daß ich Dich zu ihm führen kann.“ Da erschrak seine Mutter noch mehr, als aber das Jahr um war, offenbarte sie ihm Alles; der Knabe warf den schweren Stein von dem Loche fort und so verließen sie die Höhle, während die Bärin ausgegangen war.

Nun gingen sie mit einander nach der Schmiede, da trat der Knabe, der Johannes der Bär geheißen hat, zuerst ein und sprach zu dem Schmied, der an der Esse stand: „Ich kenne Dich wohl, Du bist mein Vater. Versprich mir, daß Du meine Mutter nicht mehr ärgern willst, sonst ergeht es Dir übel von mir.“ Da besah der Schmied den Knaben von oben bis unten, lachte, daß ihm der Bauch schütterte, freute sich aber doch, daß er einen so kecken Buben hatte und daß seine Frau wieder bei ihm war. Er führte also Weib und Kind in die Stube, ward menschlich gegen die Frau und ließ Johannes den Bär ordentlich zur Schule gehen. Weil ihn aber die andern Kinder dort immer damit neckten, daß er mit Bärenmilch gesäugt sei, so nahm er eines Tages in jede Hand einen Jungen, die beide mit ihm

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Heinrich Pröhle: Märchen für die Jugend. Verlag der Buchhandlung des Waisenhauses, Halle 1854, Seite 113. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Proehle_Maerchen_fuer_die_Jugend.pdf/129&oldid=- (Version vom 1.8.2018)