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Schelle klingle, würde Hülfe da sein, so viel er bedürfe.

Da baute der Grafensohn von dem Tönnchen Goldes neben die Ruine ein Grafenschloß, so schön, als nur Land auf, Land ab ein Schloß blinkt. Dann nahm er in diesem Schlosse seine Wohnung und klingelte oft mit der Schelle und dann war stets Hülfe da, ob er auch in schlimmen Nöthen war; auch wurde er mit Allem versorgt was er gebrauchte, um als ein vornehmer Graf zu leben.

Weil aber wenige Leute sind, die das Glück so gut als das Unglück zu ertragen vermögen, so plagte den Grafen in seinem Schlosse gewaltig die Neugier, den Mann zu sehen, der in der zweiten Kiste in dem Gewölbe säße. Er suchte also nach vielen Jahren den unterirdischen Gang wieder auf und als er ihn gefunden, ergriff er den schwarzen Stab und schlug damit an die irdene Glocke. Da sprang der schwarze Kasten auf und eine furchtbare ergrimmte Menschengestalt kam heraus, die überhäufte den Grafen mit Vorwürfen, weil er sie nicht hätte ruhen lassen, und drohte ihn um’s Leben zu bringen, wenn er das Gewölbe nicht sogleich verließe. Da mußte der Graf vor seinem Zorne entfliehen, konnte aber von Zeit an in seinem Schlosse nicht mehr ruhen und rasten vor Spuk und Unfug, den die ergrimmte Gestalt ihm darin bereitete. Die Kraft der Schelle war auch erloschen, und bald mußte der Grafensohn das Schloß verlassen und von Neuem arm und hülflos in der Welt umherziehen.

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Heinrich Pröhle: Märchen für die Jugend. Verlag der Buchhandlung des Waisenhauses, Halle 1854, Seite 94. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Proehle_Maerchen_fuer_die_Jugend.pdf/110&oldid=- (Version vom 1.8.2018)