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habe, sei gerade die Zeit der Verwünschung um gewesen und da sei er wieder ein Student geworden. Da blieb dem Bauer nichts übrig, als daß er ihn laufen ließ, ja er wickelte sogar noch seinen Lederbeutel auf und gab ihm einen Zehrpfennig mit auf den Weg. Den andern Tag ging er in die Stadt auf den Markt und wollte sich einen neuen Esel kaufen. Da stand der Student, der den Esel davongetrieben hatte, und bot des Bauers Esel auf dem Markte zum Verkauf aus. Da glaubte der Bauer, daß der leichtsinnige Student schon wieder von seinem Vater in einen Esel verwünscht sei. „Wer dick kennt, dä köft dick nich“[1], sagte er leise zu seinem Esel, und ging hin und kaufte sich einen andern.


74. Das Viertel vom Wirth.


Ein Mann hatte drei Söhne, von denen erhielt jeder zweihundert Thaler und damit zogen sie in die Welt. Als der Vater von ihnen Abschied nahm, ermahnte er sie noch, sich vor rothen Haaren zu hüten. Die drei Brüder legten an diesem Tage noch eine tüchtige Strecke zurück, und den Abend kamen sie sehr müde und hungrig in ein Wirthshaus, da hatte der Wirth rothe Haare. Da wurde ein Linsengericht aufgetragen, das schmeckte ihnen so gut, daß sie zueinander sagten: „Davon ist jeder Löffel voll einen halben Louisdor werth.“ Der Wirth steht in der Nebenstube und hört das mit an, und zählt jeden Löffel voll, den die drei Brüder essen, das war fürwahr eine Kunst, aber dieser Wirth ist


  1. Wer dich kennt, der kauft dich nicht.
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Heinrich Pröhle: Kinder- und Volksmärchen. Leipzig 1853, Seite 229. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Proehle_Kinder-_und_Volksmaerchen_229.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)