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Der Herr Prinz tritt nun wol ans Fenster und winkt seinen Kameraden verstohlen, sie möchten nur still sein. Weil die aber immerfort trommeln: „Kamerad komm, Kamerad komm“, so merken zuletzt Alle, daß der Prinz ein Tambour ist. Die Kaufmannstochter aber hat er behalten, dafür hat der preußische Fritz wol gesorgt.


64. Der Zaunkönig und die Hühnerwieke.


Die Vögel wurden auch einmal ehrgeizig, und dachten auch: „Högger rup, Junge![1]“ Sie machten also eine Wette, wer am höchsten fliegen könnte, und bestimmten, daß der Sieger in dieser Wette ihr König sein sollte. Da erhoben sich die Vögel alle mit ihren Flügeln von der Erde, und alsbald kribbelte und wibbelte es in der Luft von Vögeln, um die Köpfe der Menschen flogen die Enten, Hühner und Gänse, denn die dachten auch: „Högger rup, Junge!“ und hatten sich auch zum Fliegen aufgehoben. Aber auch neben den Dächern und neben den Baumspitzen und viel, viel höher hinauf, soweit das Auge sah, war alles voll Vögel. Ueber Allen schwebte die Hühnerwieke[2], auf ihren Schwanz aber hatte sich der Zaunkönig gesetzt, der dachte erst recht: „Högger rup, högger rup!“ und als die Hühnerwieke hoch oben in der Luft war, da flog er von ihrem Schwanze auf und erhob sich noch höher. Weil er nun so klein war, so wollten ihn die Vögel nicht zu ihrem König; sie sperrten ihn in ein Mauseloch und stellten die Eule als Wache neben ihn.


  1. Höher hinauf, Junge.
  2. Hühnerweihe.
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Heinrich Pröhle: Kinder- und Volksmärchen. Leipzig 1853, Seite 210. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Proehle_Kinder-_und_Volksmaerchen_210.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)