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bringen und die er im Mantelsacke hat stecken lassen. Darauf besteigt er den Schimmel, jagt heim zu seiner Frau und verkündigt ihr, daß er einen Amtmann und eine Amtmännin gefunden hat, die noch dümmer seien als sie. An dem Tage, wie er zurückkam, fiel der erste Schnee in diesem Jahre, und als nun der rechte lange Winter kam, da fand er mehr als der unrechte Winter gefunden hatte, und der kluge Mann lebte an den langen Winterabenden recht vergnügt mit seiner dämlichen Frau. Der Amtmann aber, wie er an jenem Tage zu seiner Frau kam, sprach zu ihr: „Frau, nun hab' ich unserm Sohne die andern tausend Thaler auch noch mitgegeben und auch den Schimmel, damit er doch oben auch retten kann, wie die andern Engel, für welche er Futter schneiden muß.“ Das war die Amtmännin gar wohl zufrieden, denn sie meinte, es schicke sich nicht für einen Engel, der ein Amtmannssohn sei, daß er im Himmel zu Fuß gehe.


51. Frauenlist über alle List.


Eine Frau war so schlecht, die wollte ihren Mann blind machen und fragte ihre Nachbarin, wie sie das anfangen solle. Ei, sagte die Nachbarin, da lasse sie ihn nur immer das Obere von Allem wegessen und esse sie selber das Untere, dann muß der Mann ganz dürr werden, seine Säfte vertrocknen und das Augenlicht geht ihm aus. Nun ließ die Frau den Mann auch richtig immer das Obere essen und sie aß das Untere. Da wurde sie so dürr wie eine Spindel und der Mann wurde so dick, daß er mit Händen und Füßen nicht den Boden berührt haben würde, wenn er sich

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Heinrich Pröhle: Kinder- und Volksmärchen. Leipzig 1853, Seite 162. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Proehle_Kinder-_und_Volksmaerchen_162.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)