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er auf alle Fragen nur J-a. Und wenn sie ihn in Hamburg noch nicht frei gelassen haben, so sagt er vor Gericht noch immer J-a.


50. Vom langen Winter.


Ein kluger Mann hatte eine dämliche Frau. Der kaufte er einen Ochsen und trug ihr auf, während er im Sommer und Herbst auf Reisen gehen mußte, ihn fett zu füttern für den langen Winter. So oft er einmal nach Hause kam, sagte er zu seiner Frau: „Weib, denke an den langen Winter! Füttere mir den Ochsen recht, damit er etwas Festes vorfindet, wenn er kommt, und greife mir das Geld nicht an, das ich hier in den Schubkasten lege, denn das ist auch für den langen Winter.“ Und so geht er denn wieder in seinen Geschäften auf Reisen.

Wie der kluge Mann fort ist, da kommt an einem schönen Tage im Herbst einmal ein Fleischer zu der Frau und fragt: ob sie keinen Ochsen zu verkaufen hätte. Die Frau schaut ihn an und sieht, daß er sehr lang und groß ist und fragt, wer er denn sei. „Ich bin der Fleischermeister Winter“, antwortet er, „für mich wird gar mancher Ochse fett gemacht.“ „Also der lange Winter“, ruft die Frau aus und sagt: ja, wenn er der lange Winter wäre, da hätten sie auch einen Ochsen für ihn, er möge nur mit in den Stall kommen, sie wolle ihm das Thier sogleich übergeben. Sie gehen also miteinander in den Ochsenstall, und der lange Winter klopft den Ochsen so recht wohlgefällig auf sein braunes Fell und sagt: das wäre doch einmal etwas für ihn, so etwas von Ochsen wäre lange nicht für ihn gemästet

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Heinrich Pröhle: Kinder- und Volksmärchen. Leipzig 1853, Seite 157. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Proehle_Kinder-_und_Volksmaerchen_157.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)