Seite:Proehle Kinder- und Volksmaerchen 150.jpg

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.


er nun mitten in den Moor hinein, sodaß die Schwanzenden wie Büschel daraus hervorschauten. Dann winkte er den Räubern, daß sie die Ochsen wegtreiben möchten. Die eilten sogleich herbei, und jeder ergriff seinen Ochsen am Strick. Nun gingen von der Gegend, wo der Moor war, viele Wege ab, und jeder führte über einen kleinen Hügel. Da schlugen die Räuber den Weg ein, der am wenigsten betreten war, und der führte auch am schnellsten über einen Hügel, hinter dem der Rathsherr, wenn er an den Moor zurückkam, sie nicht mehr sehen konnte.

Die drei fetten Ochsen mit den abgeschnittenen Schwänzen wanderten also etwas langsam in ihrer Weise der Räuberhöhle zu. Während dem trat der junge Dieb wieder zu dem Fleischermeister, der sich ein wenig auf den Rasen hingelegt hatte, und der Fleischermeister fing noch einmal an, mit ihm nach dem Degen zu suchen, welchen er jetzt neben die Ochsen gelegt und den der Räuber, dem er gehörte, dann in der Hand mit sich genommen hatte. Er wußte auch den Fleischermeister noch in ein Gespräch über fette Ochsen zu verflechten, das sich sehr lang hinzog und gab ihm mancherlei Rathschläge, wo das beste Rindfleisch in der Kuhhaut zu kaufen sei, bis es endlich nach langer lieber Zeit dem Fleischermeister einfiel, doch auch einmal nach den drei Ochsen am Moor zu sehen, für die er schon sein schönes Geld bezahlt hat.

Der junge Dieb begleitet ihn zurück; allein die Ochsen sind verschwunden. Da zeigt der Dieb ihm die drei Schwänze, die aus dem Moore hervorstehen. Der Fleischermeister aber schreit Ach und Weh, und ruft: „Meine Ochsen sind in den Moor gerathen und darin versunken. Gewiß leben sie noch, denn gerade so heben die Ochsen die Schwänze in die Höhe, wenn sie wild werden. Könnte man sie doch an den Schwänzen wieder herausziehen! Aber es wäre eine Versündigung,

Empfohlene Zitierweise:
Heinrich Pröhle: Kinder- und Volksmärchen. Leipzig 1853, Seite 150. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Proehle_Kinder-_und_Volksmaerchen_150.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)