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also schnell an dem Hause herunter und lief davon. Die Frau aber, weil sie drei Mal gegähnt hatte, stand nun auf, legte sich zu Bette und schlief die ganze Nacht hindurch sanft und ungestört.


39. Daumgroß.


Es war ein Kerl, der hieß Daumgroß und war auch nur daumgroß. Der ging einmal auf die Wiese, um sich Blumen abzupflücken, und da kam der Grasmäher und mähte ihn mit ab, und da wurde Daumgroß mit dem Heu getrocknet und eingefahren, auf die Heubanse gebracht und mit dem Heu der Kuh vorgeworfen, die fraß ihn mit auf und Daumgroß war immer noch nicht todt. Er wohnte nun in der Kuh wie in einem schönen großen Hause, trieb allerlei Scherze, und als das Stallmädchen die Kuh Abends milchte, sprach er:

Strip, strap, strull,
Dei Emmer dei is vull;
Ga hen un lang den Tower,
Dei Emmer dei geit ower[1].

So trieb Daumgroß es jedesmal, wenn die Kuh gemolken wurde, und das Mädchen wurde dadurch ganz furchtsam und getraute sich gar nicht mehr sie zu milchen. Da beschloß der Herr, die Kuh schlachten zu lassen, und als sie geschlachtet war, kam eine Bettelfrau, das war eine von der leckrigen und naschhaften Sorte, der schenkte der Herr,


  1. Strip, strap, strull, der Eimer der ist voll. Geh hin und hole den Kober, der Eimer der läuft über.
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Heinrich Pröhle: Kinder- und Volksmärchen. Leipzig 1853, Seite 131. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Proehle_Kinder-_und_Volksmaerchen_131.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)