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Die erste Nacht blieb der König mit seiner Frau in dem Hause des weißen Männchens. Am andern Morgen nahm er sie und zog mit ihr nach seinem Schlosse, und da ging der Löwe gar majestätisch auch mit zu Hofe. Mit seiner Mutter aber berathschlagte der König, was wol die alte Wirthin für einen Tod sterben solle. Die schlug vor, sie solle in eine Tonne gesteckt werden, die sollte mit Nägeln ausgeschlagen und dann den Berg hinabgerollt werden. Und so ist die Alte in der Tonne den Berg heruntergerollt, und die Raben, die es sahen, riefen: Krack! krack! damit wollten sie sagen: Das geschähe von Rechtswegen.

Der König aber schickte sein ganzes Hofgesinde aus nach den kostbarsten Armspangen, die nur auf der Welt zu haben seien. Da brachte ein Page das Kostbarste, was an Armspangen je gesehen war, und das legte der König selbst um ihre Arme. Das Beste war aber doch, daß die Königin ihren Mann nun auch ordentlich wie eine andere Frau in den Arm nehmen konnte.


37. Was ist der Mensch?


Nicht weit von Seesen liegt ein einsames Wirthshaus, ich glaube es heißt der neue Krug, der Vetter Juchheidom aber kennt es, denn der hat manches Glas dort geleert. Da diente eine Magd, die war treu und rechtlich. Da fiel es der Herrschaft einmal ein zu reisen, und das Mädchen blieb allein zu Hause. Nun hatte das Mädchen wol einen Bräutigam, der es jeden Abend bis um zehn Uhr besuchte, denn um zehn Uhr schob sie ihn jedesmal als eine sittsame Magd zur Thür hinaus und duldete nicht, daß er länger blieb. Den dritten Tag nach der Abreise der Herrschaft reinigte sie das

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Heinrich Pröhle: Kinder- und Volksmärchen. Leipzig 1853, Seite 127. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Proehle_Kinder-_und_Volksmaerchen_127.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)