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Fleischer. Auf dem Wege begegnet ihm ein Ritter mit seinem Pferde, dem ruft er zu: „Edler Ritter, könnten wir nicht tauschen? So ein junges muthiges Pferd muß ich haben, nehmt meinen Ochsen dafür.“ Der Ritter tauscht mit ihm, nimmt den Ochsen und er bekommt das Pferd.

Als er mit dem Pferde nach Hause kommt, ist der Pflegevater Clemens sehr unzufrieden. Er aber sagt, das Pferd habe er noch einmal nöthig und der Alte beruhigt sich endlich, weil dieser Tausch im Grunde denn doch noch nicht so übel war.

Nun muß er seinem Bruder das Geld in die Häuser nachtragen, wenn der wechselt für seinen Lehrherrn. Und als er einmal eine große Tracht Geld hinter seinem Ziehbruder herschleppt, begegnet ihm ein Vogelsteller mit der Vogelkiepe, der hat einen Vogel im Bauer, der singt so viele wunderschöne Lieder und auch von einem Königssohne in der Fremde, der bald ein Held werden würde. Da fragt er, ob er wol den Vogel bekommen könne.

Ja, sagt der Vogelsteller, mein lieber Bursche, wenn du das Geld hergibst, das du da in dem Sacke daherträgst, so kannst du dafür den Vogel bekommen.

Da gibt er das Geld hin und nimmt dafür den Vogel.

Als er aber mit dem Vogel nach Hause kommt und sagt, daß er die Last Geldes dafür hingegeben hat, wird der Pflegevater Clemens so böse, daß er ihm das Leben nehmen will. Die Pflegemutter aber verwendet sich für ihn, und so wird ihm noch einmal vergeben, und er braucht auch seinem Bruder das Geld nicht mehr nachzutragen, weil er nicht dazu zu gebrauchen ist. Er that daher nichts weiter, als daß er sein Pferd fütterte und verpflegte und seinem Vogel ein paar Samenkörner hinschüttete. Der Vogel aber singt die schönsten Loblieder auf ihn, daß er aus königlichem Geblüte wäre und bald, ja bald als Held dastehen

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Heinrich Pröhle: Kinder- und Volksmärchen. Leipzig 1853, Seite 111. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Proehle_Kinder-_und_Volksmaerchen_111.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)