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31. Der Brunnen.


Ein Vater war krank und sagte zu seinen drei Töchtern: „Im Brunnen am Walde ist gut Wasser, holet mir davon, daß ich gesunde.“ Da ging die Erste an den Brunnen, da tönte daraus eine Stimme, die sprach: „Nimmst du mich, so gebe ich dir Wasser.“ Da ging sie, ohne Wasser aus dem Brunnen zu haben, wieder heim und schickte die Zweite. Als die Zweite an den Brunnen kam, tönte die Stimme wieder: „Nimmst du mich, so gebe ich dir Wasser.“ Da ging die Zweite heim und schickte die Dritte; die hatte ihren Vater am liebsten von Allen. Als nun die Stimme wieder sprach: „Nimmst du mich, so gebe ich dir Wasser“, da gab sie das Jawort, bekam Wasser aus dem Brunnen und da wurde ihr Vater gesund. Als das aber geschehen war, da klopfte es an die Stubenthür, und es kam ein Ding herein mit Stacheln wie ein Igel und wollte über Nacht bei der dritten Schwester bleiben. Die weigerte sich anfangs, mußte aber endlich Ja sagen, da ging das Ding hinter den Ofen, schüttelte sich und warf die stachlichte Haut ab und sprang als ein schöner Prinz ins Bett. Da verbrannten die Schwestern das Igelfell und da stand der Igel am andern Morgen als ein stattlicher Prinz auf und war ein Prinz und blieb ein Prinz. Er sprach aber zu der dritten Schwester: „Du wirst erst für immer mit mir vereint werden, wenn du einen eisernen Stock und einen eisernen Schuh abgelaufen und ein eisernes Körbchen voll Thränen geweint hast, auch über einen Glasberg gegangen bist.“ Da war der Prinz verschwunden, sie aber zog aus ihn zu suchen. Sie kam auf ihrer Wanderschaft an einen Stern,

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Heinrich Pröhle: Kinder- und Volksmärchen. Leipzig 1853, Seite 108. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Proehle_Kinder-_und_Volksmaerchen_108.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)